Zum Christkind auf den Feldberg - Weihnachten bei Fräulein Fanny

Seit Anfang Dezember schneit es nun schon. Die grauen Schindeldächer der alten Bauernhäuser, die Berge und der Weg durch das Dorf sind längst unter einer meterhohen weißen Decke verschwunden. Am Ende des Weges lebt Mathis mit seinem Vater und drei seiner älteren Brüder.

Die langen Winter über sitzen sie in ihrer niedrigen, dunklen Stube am Kachelofen. Der Vater und die Brüder schnitzen Eimer und Löffel aus Holz und rauchen ihre Pfeifen. Dabei reden sie kaum miteinander. Meistens hört Mathis nur ihr Hämmern und das Kratzen ihrer Schnitzmesser. Wenn es sehr kalt ist, scharen sich auch die Hühner und zwei Schweine um den Ofen. Sie drängen und stoßen sich und wühlen in den Holzspänen, die beim Schnitzen auf den Boden fallen. Am Samstagabend kommt manchmal die Magd mit dem Besen. Dann schaufelt sie die vielen Späne weg und fegt ein wenig über den schmutzigen Fußboden. An die Fenster denkt sie nie. Die werden weder geöffnet noch geputzt. Gestern wischte Mathis den schmutzigen Tisch und die verrauchten Fenster mit einem nassen Lappen. Dann sagte er dem Vater, dass Schweine und Hühner nicht in eine Stube gehören. Da schimpfte der Vater und gab ihm eine Ohrfeige. Und er sagte etwas, das Mathis nie vergessen wird. Er sagte, dass Mathis nur auf der Welt sei, um ihn zu ärgern. Seither steht Mathis meistens nur herum. Er hat die Hände in den Hosentaschen und hört dem Krächzen der Raben zu oder schaut nach, ob es denn immer noch schneit. Morgen ist Heiliger Abend. Wenn Mathis die knarrende Tür zum Dorf hin öffnet, bläst ihm der Wind Schneeflocken ins Gesicht. Wenn es so schneit, geht niemand mehr nach draußen. Dann versinken selbst die Pferdefuhrwerke im Schnee. Mathis mag diesen Schnee nicht. Nicht vor Weihnachten. Denn er hat einen Plan. Er will zum Christkind auf dem Feldberg sein.

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