Tanz auf dem Wind

In der Stubenwirtschaft saß der Vater in einer Wolke von Tabakrauch im Gedränge neben dem alten Siffert und machte sich missmutig über den Schafbraten mit den grünen Bohnen her. Herrgott, dass er nicht verstehen wollte!

Sie hatte keinen Hunger, sie wollte keine Leberle.

Sollte die Mutter in Zukunft den Vater nach der Kirche an den Stand des Apothekers schicken solange sie, ihres geschwollenen Fußes wegen, selber nicht mit zur Kirche und zum Markt gehen konnte. Sie saß so über ihren Gedanken brütend, als Ignaz Bruder plötzlich, seinen Hut in der Hand, im Dunst der Zigarren und im Lärm in der Türe stand, als habe er nach ihr gesucht.

Was mit dem Uhrennazi sei, fragte der Vater auf dem Heimweg. Sie gab ihm keine Antwort. Sie sei sprachlos, mit offenem Mund, am Tisch gesessen, als er aufgetaucht sei. Es klang wie ein Vorwurf. Als habe er zwischen den Zeilen gesagt, sie solle ihm keine Schande machen. Oder als wollte er sie davor warnen, sich Hoffnungen zu machen, der Uhrennazi sei nicht wie die anderen Uhrmacher. Er sei ein gemachter Mann, und sie sei nur die Schneiderstochter.

Doch sie sah ihn den ganzen Heimweg über vor sich, wie er am Nachbartisch das hölzerne Kästchen vor sich gelegt hatte, wie seine Finger eine kleine Kurbel drehten. Nie zuvor hatte sie so zauberische Musik gehört wie diese, die er auf wundersame Weise aus diesem Kästchen hervorgelockt hatte, so fein und so zart, dass alles um ihn herum auf einen Schlag still wurde, und dass sie nun den Kopf voller Musik hatte.

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