"Die Schwarzwaldengländer" (2004/2005)

Eine Geschichte aus der Heimat, die weit aus der Heimat fortführt nach London und Cambridge – ins Uhrenland

Schauspiel in drei Bildern von Heidi Knoblich zur Aufführung an historischer Stätte in der „Goldenen Krone" in St. Märgen, 2004/2005


Laienspielgruppe St.Märgen

Plakat, Idee: Heidi Knoblich, Gestaltung: designconcepts GmbH, Furtwangen Plakat, Idee: Heidi Knoblich, Gestaltung: designconcepts GmbH, Furtwangen

Inhalt:

Während der Badischen Revolution bahnt sich eine Krise in der Schwarzwälder Uhrmacherei an, deren Hauptursache im eigensinnigen Festhalten am Althergebrachten liegt. Dessen ungeachtet will der Kronenwirt, der für seinen in Bishop’s Stopford lebenden Bruder als Uhrenpacker tätig ist, seinen bescheidenen Wohlstand nicht aufgeben.

In St. Märgen ist überdies nur der ein Mann, der sich mit Bargeld in der „Geldkatze" und einem Packen Achttage-Uhren auf dem Rücken zu Fuß auf den Uhrenhandel nach England begeben hat. Der Bruder der Kronenwirtin hingegen, Johann Georg Schwab, sitzt vierzehn Stunden am Tag wie festgeschraubt an seiner Werkbank und kennt England nur aus Reisebeschreibungen. Er ist Spiel- und Musikuhrenmacher und in den Augen seiner Schwester seines schwärmerischen Wesens wegen für den Uhrenhandel nicht tauglich. Als ihn dann die weltgewandte Kutscherstochter einen hoffnungslosen Träumer nennt, entschließt er sich Hals über Kopf, das fassungslose St. Märgen hinter sich zu lassen. In London trifft er auf den Neustädter Kaltenbach und dessen Tochter Totty, die mit Vogel- und Musikuhren Kunden für ihren Handel mit Schwarzwälder Geigen anlocken.

Geschichtlicher Hintergrund:

Über ein Jahrhundert lang gehörten Schwarzwälder Uhrenhändler zum gewohnten Bild europäischer Städte und Märkte. Allein in London lebten um das Jahr 1840 Hunderte von ihnen. Ihre Aufträge sicherten der fernen Heimat Beschäftigung und Wohlstand.

Unter all diesen Uhrenhändlern nahmen die Schwarzwaldengländer eine besondere Stellung ein. Mit der Zeit gründeten viele ihr eigenes, meist stattliches Uhrengeschäft in den wohlhabenden großen Städten Englands. Viele blieben in England, andere kehrten als reiche Männer zurück. Andere wiederum brachten ihr Kapital und ihre Branchenkenntnisse als Packer oder Wirt ein. Deren Wirtshäuser galten als Börse. Dort gab es regen Informationsaustausch, Geschäfte wurden abgeschlossen und Uhrenhändler, oft in mehreren Sprachen parlierend, sorgten für weltstädtisches Flair. Diese in England ansässig gewordenen Schwarzwälder nannte der Volksmund daher Schwarzwaldengländer. Sie waren an ihrem zurückhaltenden Wesen und ihrer korrekten Kleidung zu erkennen, hielten viel auf die aus England mitgebrachten Sitten wie die des Teetrinkens und des Gebrauchs der englischen Sprache und fielen so in ihrer Umgebung besonders auf.